Liane Krauß is a pioneer of Brain Painting.

Personal statement (german)

"Die folgenden Sätze schreibe ich, Silvia Krauß, für meine Schwester Liane Krauß.

In den folgenden Jahren macht Liane Krauß noch verschiedene Reisen, z.B. eine Radtour vom Bodensee über die Schweiz nach Ulm, Urlaub in Wien und Amerika.
Auch sonst ist sie aktiv, besucht Vorlesungen an der Uni, organisiert ihr Leben zu Hause.

2007 findet in Künstlerbund Tübingen eine Außtellung mit Adi Hoesle statt. Während der Außtellung wird von Adi Hoesle der Versuch unternommen, durch gezielte mentale Steuerung der Hirnaktivitäten, ein Bild zu generieren. Auch dem Publikum wird es während den öffnungszeiten möglich sein, unter Anleitung von Fachkräften rein mental künstlerisch tätig zu werden. Immer Donnerstags wird dies vor Ort auch eine ALS-Patientin versuchen.

photo of Liane Krauss using Brain Painting

Figure 1: Liane Krauß using BP

Paintings gallery

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Biography (german)

  • 1956
    born in Giengen (DE)
  • 1973
    1-monatiger Aufenthalt in Großbritannien mit Sprachkurs in Brighton
  • 1976-86
    Eberhard Karls Universität Tübingen. Abschluß Magister Artium in Dt. Linguistik, Mediävistik und Italienisch
  • 1979-80
    Aufenthalt in Italien, davon 1 Monat an der Università per Stranieri in Perugia, 11 Monate als aßistente di lingua am Istituto Tecnico Commerciale Statale Giulio Cesare in Bari.
  • 1982
    3-monatiger Aufenthalt an der Università Italiana per Stranieri in Perugia mit Abschlußdiplom des corso medio (30 Punkte von 30).
  • 1987-88
    Ausbildung zur Anwendungsprogrammiererin bei der Fa. Integrata, Tübingen.
  • 1988
    1-monatiger Aufenthalt in Israel mit Sprachkurs in Ivrit
  • 1988-92
    Organisationsprogrammiererin in der Fa. IFS Figge & Schütte, Calw.
    Beendigung des Arbeitsverhältnißes auf eigenen Wunsch, bedingt durch die Verlegung des Firmensitzes nach Frankfurt/Main und das
    Einstellen des Geschäftsbetriebes in Calw.
    Mein Aufgabengebiet im Unternehmen war zunächst das Programmieren von On-line- und Stapelprogrammen mit der Programmiersprache COBOL für den Einsatz auf IBM-Mainframes unter den Betriebßystemen MVS und VSE, später dann Installation und Dokumentation von Programmen, Systemanalyse und Anwenderschulung und –beratung.
  • 1976-86
    verschiedene Tätigkeiten in den Semesterferien und auch während der Semester, unter anderem Arbeit am Fließband und als Aushilfßekretärin bei der Fa. Bosch-Siemens in Giengen, das Verfilmen von Betriebsunterlagen auf Mikrofiches, Arbeit als Aushilfßekretärin bei der Fa. Rilling Haus der Küchen in Tübingen.
  • 1984-90
    VHS-Dozentin für Italienisch an den Volkshochschulen Tübingen, Metzingen und Mößingen, mit Unterbrechungen.
  • 1983-88
    studentische Aushilfe beim ADAC, Geschäftßtelle Tübingen, mit starker Tendenz zum Full time-Job. Tätigkeit als Sekretärin mit eigenständigem Verwalten bestimmten Schriftverkehrs und in Beratung und Verkauf von ADAC-typischen Versicherungs-produkten und Handelsware, teilweise Reiseberatung; Mitarbeit bei den Inventuren.
  • 1992-95
    Engagement im sozialen Bereich, in der Beratung und Betreuung von Asylbewerbern, Mitarbeit bei der Telefonkette im Zusammen- hang mit den Brandanschlägen auf Ausländerunterkünfte. Erste Kontakte in den Behindertenbereich durch die Betreuung eines blinden Asylbewerberjungen.
  • 1995
    Geburt meines schwermehrfachbehinderten Sohnes und gleich- zeitige übernahme der Pflege meiner schwerkranken Mutter.
  • 1997-2000
    Einweisung und Beaufsichtigung von Zivildienstleistenden, die mir bei der Pflege und Betreuung von Mutter und Sohn behilflich waren.
  • 2003
    Diagnose ALS, im gleichen Jahr verstarb Lianes Sohn

BP Projektteam:

  • Prof. Dr. Andrea Kübler / Linguistin Liane Krauß
  • Dipl. Ing. Dirk Franz / Dipl. Ing. Adrian Furdea
  • Dipl. Informatiker Sebastian Halder / Dipl. Sportwißenschaftler
  • Seung Soo Lee
  • Meine Schwester, die immer gesagt hat, sie habe keine Phantasie, malt mit den Gedanken Bilder und wie ich finde, sehr schöne. Diese Wochen habe ihr viel Freude bereitet.

Einige Sätze aus einem Artikel der Stuttgarter Zeitung vom Mai 2009:
Als Liane Krauß von Ihrem Arzt erfahren hat, was mit ihrem Körper los ist, stieg Panik in ihr auf. Wie eine Schleuse, die sich mit Waßer füllt. Ein paar Stunden später verwandelte sich die Panik in Trauer. Trotzdem, nicht eine Träne rann an diesem Tag über ihre Wangen. Heute (2009) sagt sie:" Ich bin realistisch, ich akzeptiere die Gegebenheiten. Es ist mein Leben, es ist so und nicht anders." Im Sommer 2005 hat sie ihr letztes Wort gesprochen. Noch kann sie lächeln, die Augen bewegen und den Kopf, zumindest ein bißchen. Sie sagt: "Ich habe gelernt, daß der körperliche Zustand eines Menschen nicht der wichtigste Teil seiner Persönlichkeit ist. Und: "Alles kann akzeptiert werden, Hauptsache der Kopf bleibt klar."

Sechs Wochen hat sie, nach Legen des Tracheostomas, das Leben in einem Pflegeheim ausprobiert. "Aber dort sind sie nicht auf Leute eingestellt, die noch einen eigenen Willen haben" sagt sie. Also wollte sie zurück nach Hause. Es hat gedauert bis Liane Krauß akzeptiert hat, daß sie für jede Kleinigkeit Hilfe braucht. Das Tagesgeschäft von Liane Krauß ist vor allem E-Mails lesen und schreiben. Und das Frühstück unterscheidet sich nicht mehr vom Abendeßen: eine milchige Flüßigkeit rinnt aus dem Tropf in ihren Körper. Nachts wird das Vergangene manchmal zur Gegenwart. Dann, wenn Liane Krauß träumt, kann sie laufen, schwimmen, herzhaft lachen, diskutieren. Während die computerstimme davon erzählt, lächelt Liane Krauß wie jemand, der Verlorenes wiedergefunden hat. "Irgendwo muß man ja normal sein", sagt sie dann. Liegt sie im Bett ist der Laptop ausgeschaltet. Wenn sie sich mitteilen möchte, buchstabiert die Pflegerin das Alphabet, und Liane Krauß wählt aus, indem sie mit den Augen zwinkert. Sie übt für die Zeit, in der sie vollends abgeschnitten sein wird von der Außenwelt. Der Tübinger Neurowißenschaftler Niels Bierbaumer hat eine Technologie entwickelt, die er selbstbewußt Gedankenlesemaschine nennt. Elektroden übermitteln die Gehirnströme von Menschen an einen Computer. Nach reichlich übung können Patienten wie Liane Krauß mit ihrer konzentrierten Gedankenkraft einen Cursor auf dem Bildschirm bewegen und so Buchstaben und Wörter auswählen. Damit es irgendwann klappt, kommen zweimal in der Woche Forscher zu ihr und üben mit ihr. Sie ist guter Hoffnung, sagt sie. Doch falls die futuristische Technik versagt, "wäre das dramatisch".

2014

Die Hoffnung auf die Technik hat sich zerschlagen. Das Einpflanzen der Elektroden ins Gehirn bringt nichts, die Gehirnströme sind zu schwach für eine übermittlung von Signalen. Kommunizieren am Laptop geht schon lange nicht mehr, das Kommunizieren mit den Augen beschränkt sich auf "ja" und "nein". Und auch das geht oft nicht mehr. Zu anstrengend ist alles. An manchen Tagen wollen die Augen nicht aufbleiben. Aber immer noch ist sie aktiv, besucht das Sommernachtskino, das Naturtheater in Reutlingen und jeden ALS-Informationstag in Stuttgart und Ulm. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht draußen ist, sei es zum Einkaufen, Spazierengehen (-fahren) oder auch nur im Garten.